Das gewünschteste Wunschkind – Der Podcast
Viele Kinder lieben es Geschichten zu hören, zu singen und zu tanzen. Musik und Vorlesen haben erwiesenermaßen einen sehr positiven Einfluss auf die kindliche Entwicklung. Darüber möchten wir heute gerne sprechen und haben Ingrid Hofer eingeladen. Ingrid ist Kinderbuchautorin, sie schreibt außerdem Lieder für Kinder und ist Mutter von drei Kindern. Herzlich willkommen, Ingrid!
Ingrid, Du hast ein absolutes Herzensprojekt, es heißt „Teddy Eddy. Erzähl uns doch mal, was das ist und wie Du dazu gekommen bist.
Ich hatte unserer ältesten Tochter immer wieder Geschichten aus dem Stegreif erzählt, darin ging es um einen kleinen Teddybären, der bei einem Mädchen wohnt. Sie erleben alle möglichen Abenteuer. Unsere Tochter wollte immer wieder dieselben Geschichten hören, ich wusste nicht mehr so recht, was ich erzählt hatte – sie aber ganz genau! – und so begann ich die Geschichten stichwortartig aufzuschreiben. Mir fiel eines Tages „Der Teddy Eddy Song“ dazu ein. Und ich dachte mir, dass das ja ein Bewegungslied werden könnte. Ich entwickelte also eine einfache Choreo und tanzte diese mit meinen Töchtern und Nichten zum Spaß auf der Veranda. Einige Wochen hatte eine dieser Nichten Geburtstag und da stand sie plötzlich mit dem Handy der Mama in der Hand zu mir und fragte mich, warum sie dieses Lied nicht auf YouTube finden konnte. Ich fragte sie, welches Lied sie denn meine. Na, dass das wir bei dir gesungen und getanzt haben. Das mit Teddy Eddy. Das war DAS Schlüsselerlebnis und der Start zu meinem Projekt – Teddy Eddy umfasst Kinderbücher, Kinderlieder und Kinder-Tanz-Videos, Hörbücher und einiges mehr.
Welche Vorteile hat denn eine musikalische Erziehung für Kinder? Und wie kann ich das zu Hause im Alltag integrieren?
Von musikalischen Aktivitäten im vorschulischen Alter profitiert die gesamte körperliche und geistige Entwicklung eines Kindes. Musik fördert z.B. die Gehörbildung, das Sprachverständnis und die Konzentrationsfähigkeit. Motorik und Rhythmusgefühl werden gefördert, aber auch soziale Fähigkeiten werden durch Musik positiv beeinflusst: Gemeinsames Musizieren oder Tanzen fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl enorm.
Dann regt Musik natürlich die Fantasie an. Sie ist Ausdruck von Kreativität und gibt Kindern die Möglichkeit, ihre Persönlichkeit durch Stimme, Klang und Bewegung auszudrücken.
Integration in den Alltag zu Hause:
- Lieder singen / Musik in den Alltag integrieren: Kinder lieben es, wenn Alltagssituationen durch Lieder begleitet werden, das beginnt ja schon bei den Kleinsten (z.B. während dem Wickeln, Anziehen, Zähneputzen …. Lieder singen)
- Wenn z.B. Kind, das nicht gerne Zähne putzt, kann man bereits auf dem Weg ins Badezimmer das Zahnputzlied anstimmen; ob beim Zähneputzen, Aufräumen oder Kochen, Spazierengehen, Wickeln – Musik kann helfen, Routinen angenehmer zu gestalten.
- Musikalisches Spielzeug: Einfache Instrumente wie Trommeln, Xylophone oder Rasseln sind ein spielerischer Einstieg ins Musikmachen. Es können auch Kochtopf, Schüsseln, Holzlöffel und Schneebesen sein, Reis oder Nudeln in kleinen verschließbaren Behälter ergibt SUPER Rasseln.
Ich habe gehört, dass früher Kontakt mit Musik sich auch positiv auf die emotionale Stabilität von Kindern auswirkt. Stimmt das?
Ja, das stimmt auf jeden Fall! Wenn Kinder schon früh Musik hören oder selbst Musik machen, lernen sie, ihre Gefühle besser zu verstehen und auszudrücken. Musik kann ihnen helfen, sich zu beruhigen, wenn sie gestresst sind, oder ihnen Freude bringen, wenn sie glücklich sind. Früher Kontakt mit Musik fördert unsere Fähigkeit, mit verschiedenen Emotionen umzugehen, und hilft nicht nur Kindern, ausgeglichener zu werden. Musik kann Kindern außerdem ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln und somit ihr Selbstbewusstsein stärken.
Es gibt ja Eltern, die musisch nicht so begabt sind. Was können die denn machen? Ist schräg singen besser als gar nicht? Oder ist es dann besser, sich lieber Songs von CD anzuhören oder zu streamen?
Auch wenn Eltern sich selbst nicht als musikalisch begabt empfinden, ist das gemeinsame Singen wichtig. Es geht nicht darum, perfekt zu klingen, sondern Freude an der Musik zu vermitteln. „Schräg“ singen ist definitiv besser, als gar nicht zu singen. Wichtig ist auch immer, dass man mit Kindern hoch singt und nicht zu tief brummelt. Kinderstimmen sind für hohe Töne ausgelegt! Hier kann man auch an die Angebote von Kinderchören denken, wenn man daheim gar nicht singen mag.
CDs anhören und streamen gehört für mich persönlich fix zum Alltag. Erstens findet man nicht den ganzen Tag Zeit, gemeinsam mit den Kindern zu singen, dann ist Musik ja auch immer ein netter Begleiter/Unterhalter über den Tag bei verschiedenen Tätigkeiten … bei Kinder z.B. Malen, Basteln … (Weihnachtskekse – Weihnachtsbäckerei Rolf Zuckowski) und dann sehe ich das als Künstlerin und Produzentin von Kindermusik natürlich auch als (überlebens)wichtige Einnahmequelle für uns!
Man kann häufig Kinder beobachten, die bspw. auf Volksfesten ganz ungezwungen und mit viel Spaß vor einer Bühne tanzen, auf der musiziert wird. Ist Kindern diese Freude an der Musik und an Bewegung angeboren?
Genau dieses Beispiel finde ich bezaubernd: Wenn sich die Jüngsten bei einem Volksfest vorne an der Bühne sammeln und zu einem Blasmusik-Marsch bewegen und im Takt hin und her gehen, finde ich das herrlich! Das zeigt ja auch diese natürliche Freude an Musik und Bewegung. Speziell Kleinkinder überlegen sich auch nicht, ob das jetzt gut ausschaut, was sie da aufführen. Sie bewegen sich einfach. Es gibt zahlreiche Studien, die zeigen, dass schon Babys auf Rhythmus und Melodien reagieren und dass selbst Neugeborene auf musikalische Reize positiv reagieren. Man muss Kinder nicht in Bewegung bringen, sie bewegen sich ganz von selbst. GRANDIOS! Und es kostet nichts. Musik einschalten und ein Kind tanzen lassen ist das kostengünstigste und dabei das allerberste, was man für sein Kind tun kann!
Auch meine Teddy Eddy Mitmachlesungen habe ich auf diesem Konzept aufgebaut und es fasziniert mich immer wieder: Die Kinder sitzen bei meinen Lesungen im Halbkreis vor mir, ich erzähle ihnen eine Geschichte, dann stehen auf und singen und tanzen wir zum jeweiligen Lied, das zur Geschichte gehört. Dieses Wechselspiel von konzentriertem Zuhören und ausgelassenem Singen und Tanzen ist so schön zu beobachten und berührt mich immer wieder – es funktioniert ganz einfach und wenn ich die vielen gespannten und strahlenden Kinderaugen vor mir habe, kann ich mir keinen schöneren Beruf vorstellen. Da geht mir einfach das Herz auf! Kinder sind so einfach zu begeistern und das beste und ehrlichste Publikum, das es gibt.
Welche Vorteile bietet denn regelmäßiges tanzen?
Regelmäßiges Tanzen hat zahlreiche positive Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung. Es fördert die Motorik, das Rhythmusgefühl, die Muskelspannung sowie die Konzentration und Koordination der Kinder. Zudem macht Tanzen Spaß und bietet die perfekte Möglichkeit, überschüssige Energie abzubauen. Erlerntes gemeinsam in der Gruppe aufzuführen, stärkt das Miteinander und steigert zudem das Selbstbewusstsein der Kinder. Beim Tanzen, wie auch bei der Musik, baut eines auf dem anderen auf und fördert die ganzheitliche Entwicklung von Kindern sehr, sehr positiv.
Was hältst Du denn davon, wenn Kinder vor dem Fernseher tanzen? Ich erinnere mich noch an Jonalu bei Kika oder die Tanz-DVDs von Detlev Jöcker. Ist das pädagogisch auch gut, oder sollte es lieber „echte“ Musik sein?
Wir sind in einem Zeitalter, in dem kleine Kinder schon oft viel Zeit allein vor dem iPad oder Fernseher verbringen und hier finde ich persönlich Bewegungsvideos oder Tanz-DVDs eines der harmlosesten und pädagogisch wahrscheinlich wertvollsten Angebote. Wir hatten z.B. die Detlev Jöcker DVD daheim, die haben unsere Kinder geliebt. Und die hat mir auch oft ein Zeitfenster geschenkt, das ich sinnvoll nützen konnte für ein Telefonat oder Mails schreiben oder was auch immer.
Mir hat mal ein Papa aus Dänemark geschrieben, dass ihre kleine Tochter auf der Straße die Leute mit „Grüß sie Gott, Frau Kompott“ grüßt, weil sie sich immer meine DVD anschaut und sie überhaupt alle Lieder mitsingt, obwohl bei ihnen daheim kein Mensch Deutsch spricht.
Viele meine Kinder-Tanz-Videos gibt es z.B. inklusive Gebärdensprache und ich habe schon sehr schöne Feedbacks erhalten, dass Kinder – die mit Gebärdensprache vorher noch nie in Kontakt gekommen sind – diese Videos lieben und einzelnen Gebärden ganz selbstverständlich in den Alltag übernehmen. Bei solchen Feedbacks denke ich mir, dass dieses vor dem Fernseher sitzen und Kinder zum Mitmachen bewegen bestimmt nichts Schlechtes ist. Wie gesagt, da gibt es bestimmt Content, der mehr Schaden anrichtet.
Sind Tanzkurse für Kinder sinnvoll?
Das würde ich auf jeden Fall bejahen! Tanzkurse bieten eine gute Mischung aus Bewegung, sozialer Interaktion und Spaß … das ist alles sehr förderlich für eine gesunde Entwicklung der Kinder.
Hast Du ein paar Tipps für Tänze, die Kindern besonders viel Spaß machen?
Kinder lieben Tanzspiele wie „Stopptanz-Lieder“ oder auch Tier-Tanz-Lieder, bei denen man sich bestenfalls auch gleich verkleidet wie das Tier, das besungen wird. Einfache Tänze mit wiederkehrenden Bewegungen kommen immer gut an. Ein Hit sind auch immer Mitmachlieder, bei denen die Bewegungen quasi im Text angesagt werden. Im Kindergarten werden solche Lieder auch gerne verwendet oder zum Aufwärmen beim Kinderturnen.
Was ich auf meinem YouTube-Kanal beobachten kann, ist, dass Themenlieder sehr gerne aufgerufen werden …. Geburtstagslied, Begrüßungslied, Zirkus, oder das Zahnputzlied, Klolied … Alltagsthemen, die in Familien passieren, sprechen die Kinder an – sie finden sich in den Texten wieder. Die Lieder, die ich schreibe, die sind ja bei uns daheim passiert oder im Bekannten- Verwandtenkreis.
Das offizielle Tanzvideo zu meinem „Teddy Eddy Song“, den wir damals auf der Veranda getanzt haben, ist übrigens auch auf meinem YouTube-Kanal. Dieses Lied kommt bei den Jüngsten auch sehr gut an. Das war von Anfang an ein Selbstläufer und da habe ich bis heute keine Ahnung, warum genau dieses Lied so oft aufgerufen wird.
Tanzen in den Alltag integrieren finde ich sehr einfach:
Bei uns daheim tanzen wir z.B. öfter spontan in der Küche oder im Wohnzimmer, wenn grad ein gutes Lied im Radio kommt. Und Freitag- oder Samstagabend machen wir oft Discoabend. Da stecken wir die Discokugel an, alle dürfen ihre Lieblingslieder abspielen und wir tanzen durchs Wohnzimmer.
Das wissen sogar schon Kinder, die am Wochenende bei uns übernachten, dass es bei uns spontane Tanzpartys gibt :)
Auch das aktive Musikmachen wirkt sich ja positiv auf Kinder aus. Viele möchten auch gerne ein Instrument erlernen. Ab welchem Alter ist das sinnvoll und welche Instrumente sind ganz am Anfang gut geeignet?
Für den frühkindlichen Einstieg ins aktive Musizieren sind natürlich die ORFF-Instrumente wie Glockenspiel, klingende Stäbe aus Holz und Metall, Trommeln, Schellen, Rasseln … sehr empfehlenswert. Damit bekommen die Kinder schon ein Gefühl für Musik und Rhythmus.
Ab dem Vorschulalter können Kinder mit einfachen Instrumenten wie Blockflöte, Klavier oder Streichinstrumenten beginnen.
Bei der Instrumentenauswahl ist wichtig, dass auf das Kind eingegangen werden muss. Sie sollten das Instrument selbst wählen dürfen, damit es Freude am Lernen hat. Auch wenn ein Kind mit einem zu schwierigen Instrument startet, verliert es bald die Lust am Spielen. Am besten besucht man einen Tag der Offenen Tür der Musikschule oder fragt bei der Musiklehrer:in an, ob das Kind das Instrument mal ausprobieren darf.
Ich möchte an der Stelle das Buch „Jedes Kind ist musikalisch“ von Kristin Thielemann sehr empfehlen. Hier findet man Tipps und Infos von der frühen musikalischen Förderung bis zum Instrumentalunterricht. Das Buch ist ein kleiner Schatz, es beinhaltet alles, was dazugehört und was man beachten muss.
Lass uns mal über das Vorlesen sprechen. Fast alle Kinder lieben es ja, etwas vorgelesen zu bekommen. Ist es sinnvoll, schon Babys etwas vorzulesen? Wir wissen ja noch gar nicht, ob sie die Geschichten schon verstehen?
Babys profitieren absolut vom Vorlesen. Es stärkt die Bindung zwischen Kind und Vorleser:in und fördert die Sprachentwicklung. Auch wenn so ein Baby die Geschichten noch nicht versteht, es lernt Intonation, Sprachrhythmus und Laute kennen. Also definitiv: JA – Babys unbedingt vorlesen.
Warum ist das Vorlesen so wichtig im Alltag von Kindern? Und wie schaffen wir es, regelmäßig Zeit dafür einzuplanen.
Vorlesen kann man mit musikalischer Erziehung stark vergleichen. Es spielt nämlich ebenfalls eine zentrale Rolle in der Entwicklung von Kindern und hat unzählige Vorteile: Vorlesen hilft Kindern unglaublich in ihrer Sprachentwicklung. Der Wortschatz wird erweitern, sie lernen Grammatik und Sprachrhythmen kennen. Es regt die Kreativität und Fantasie an.
Gemeinsame Lesen schafft eine starke emotionale Bindung zwischen Kind und Vorleser:in:
Beim Lesen kuschelt man sich gerne zusammen, das vermittelt Geborgenheit und fördert das Vertrauen und somit wird Lesen immer mit einer angenehmen Emotion verbunden.
Durch das Zuhören verbessern Kinder gleichzeitig ihre Konzentration, das Gedächtnis und auch die Fähigkeit, Zusammenhänge zu verstehen.
Regelmäßiges Vorlesen kann auch die eigene Freude an Büchern wecken und damit die Leselust fördern. Sprich das Kind greift selbst zu Büchern, wenn es dann selbst lesen kann. Bestenfalls! Funktioniert natürlich nicht bei jedem Kind!
Integrieren in den Alltag lässt sich vorlesen recht einfach. Man sollte es einfach fix im Tagesablauf einbauen. Bei den meisten ist es z.B. als abendliche Ritual. Das Vorlesen einer Gute-Nacht-Geschichte. Das gibt Kindern nicht nur Geborgenheit, sondern auch eine verlässliche Struktur.
Ihr seht schon: Musik-Tanz-Vorlesen … das sind alles richtige Turbobooster für die Entwicklung unserer Kinder! Sie sind so einfach umzusetzen, sind mit wenig Kostenaufwand verbunden oder stehen oft sogar gratis zur Verfügung. Nützt unbedingt diese Angebote und werdet selbst aktiv, liebe Hörerinnen und Hörer!!
Mein zusätzlicher Tipp: Hörbücher unbedingt in den Alltag integrieren. Besser Hörbücher, als keine Geschichten. Hörbücher schaffen auch eine kleine Auszeit für Eltern.
Hast Du Tipps, wie man Vorlesen lernen kann? Es gibt ja einige Erwachsene, die das quasi noch nie gemacht haben und deren Kompetenz darin noch nicht sehr ausgeprägt ist. Wie schafft man es, fesselnd vorzulesen?
Vergleichbar mit dem „schräg“ Singen.
Eltern, die sich im Vorlesen unsicher fühlen, können durch einfache Mittel wie verstellte Stimmen, Pausen und langsames Lesen schnell sicherer werden. Wichtig ist, den Spaß am Geschichtenerzählen zu entdecken. Ganz ehrlich: Man muss ja nicht jeden Abend eine dramaturgische Höchstleistung vollbringen. Kinder lieben die Zeit, die man ihnen schenkt. Da sind Stimm-Imitationen nebensächlich.
Manche Kinder unterbrechen das Lesen mit vielen Fragen. Sollten wir darauf eingehen oder darum bitten, erst einmal in Ruhe zu lesen, um der Geschichte gut zu folgen und erst anschließend Fragen besprechen?
Ich denke, das ist etwas situationsbedingt zu entscheiden. Es ist in Ordnung, auf die Fragen einzugehen, da dies zeigt, dass das Kind aktiv zuhört und mitdenkt. Allerdings kann man auch darauf hinweisen, dass einige Fragen während dem Lesen – also im Buch – oder spätestens nach der Geschichte beantwortet werden, um den Erzählfluss zu wahren.
Ich persönlich mag diese Fragen sehr, weil man mit den Kindern in den Dialog gehen kann. Manchmal kommen da wirklich spannende Fragen!
Ich kenne es von uns, dass Kinder immer wieder dieselben Geschichten verlangen. Das ist für die Erwachsenen natürlich dann manchmal etwas ermüdend. Sollten wir den Bitten nachgeben oder lieber von uns aus aktiv neues Lesematerial anbieten?
Ja, ich denke, dass kennt jedes Elternteil und das ist ja auch völlig normal. Die Kinder fühlen sich in diesen bekannten Geschichten schon sehr wohl, sie kennen den Verlauf und das gibt ihnen ein Gefühl von Sicherheit und sie entdecken neue Details, die sie beim ersten Hören vielleicht überhört haben. Trotzdem ist es natürlich sinnvoll für beide Seiten, neue Geschichten anzubieten, um Abwechslung zu schaffen und den Horizont zu erweitern.
Ein guter Ansatz wäre, beides zu kombinieren: Den Wunsch des Kindes nach bekannten Geschichten zu erfüllen, aber ab und zu auch neues Material vorzuschlagen. So bleibt das Vorlesen interessant, und Kinder haben die Möglichkeit, neue Inhalte kennenzulernen, ohne dass ihnen die vertraute Sicherheit genommen wird.
Welche Bücher sind denn besonders geeignet?
Ideal sind Kinderbücher, die einfache, altersgerechte Sprache mit ansprechenden Illustrationen kombinieren. Klassiker wie „Der Grüffelo“ oder „Die kleine Raupe Nimmersatt“ bieten meist eine gute Mischung aus pädagogischem Mehrwert und Spaß. Büchlein, um aktiv mitzumachen:
Beim Teddy Eddy Pappbüchlein muss man dem Teddy das Bäuchlein reiben oder das Ohr wieder herzaubern.
Wir lesen bei uns daheim auch gerne Bücher, die unterstützend sind bei Themen, die man mit dem Kind besprechen möchte, z.B. altersgerecht aufklären, wo sind Grenzen, was habe ich für Gefühle und was mache ich mit denen, wie wunderbar und einzigartig bin ich … Bücher, mit denen die Kinder spielerisch lernen können, was ok ist und was nicht ok ist, wo oder wie sich sie richtig wehren können.
Bücher sollten auf jeden Fall immer Spaß machen oder Emotionen wecken. Wenn man ein Kinderbuch nicht gerne zur Hand nimmt, um es nochmals zu lesen, ist es nicht das richtige für diese Person oder diese Familie.
Bücher sind außerdem Geschmacksache!
Gibt es denn auch Bücher, die Du nicht unbedingt empfehlen würdest?
Vermeiden sollte man Bücher, die zu überfordernd sind oder keine kindgerechten Themen aufgreifen. Bücher mit sehr komplexen Handlungen oder Inhalten, die Gewalt und Angst fördern, sind auf jeden Fall nicht geeignet.
In der Buchhandlung oder in der Bibliothek kann man sich gut beraten lassen und ein Austausch mit anderen Eltern ist hier meist auch hilfreich. Es gibt außerdem unzählige tolle Bücherblogs.